Die Nixen.

Die Nixen han im Fluß viel Fisch,
 Doch wollen s' Fleisch für ihren Tisch.

 Ein Nixlein hätt' auch Fleisch gewollt,
 Doch fand's in seinem Fluß kein Gold.

 Da nahm's vom Karpfen Schuppen blank,
 Trug sie in's Dorf zu Metzgers Bank.

 Er strich für baare Münz' es ein,
 Und fand die Schuppen hinterdrein.

 Und als es ihm dreimal war geschehn,
 Da mußt' er's seiner Frau gestehn.

 Da sprach das Weib zum Metzger schlau:
 Das thut gewiß die Wasserfrau.

 Drauf als das Nixlein wieder kam,
 Der Metzger scharf in's Aug' es nahm.

 Da war sie rings am ganzen Leib
 Gethan als wie ein andres Weib;

 Nur hinten ihres Rockes Saum
 War wie getaucht in Wasserschaum.

 „Nun, fremdes Weiblein, tritt heran,
 Daß ich dein Fleisch dir hauen kann.“

 Sie wirft die Schuppen auf den Tisch,
 Und greift nach ihrem Fleische frisch.

 Doch eh' sie recht es angepackt,
 Ist ihr der Finger abgehackt.

 Ihr Blut bespritzt die Metzgerei,
 Und sie erhebt ihr Wehgeschrei.

 Und aus der Flur und aus dem Wald
 Erklingt es wieder tausendfalt.

 Die Nixen kommen all' herbei
 Und fragen, was geschehen sei.

 Und als sie's ihnen kund gethan,
 Da heben sie ihr Wesen an.

 Da wird dem Metzger schlimm zu Muth
 Vor dem vergoßnen Nixenblut.

 Sie ziehn einher aus Fluß und Bach
 Mit ihren Wogen tausendfach.

 Sie wollen all' mit ihrer Fluth
 Aufwaschen ihrer Schwester Blut.

 Da waschen sie solang' um's Haus,
 Bis es zersällt in Schutt und Graus.

 Sie waschen um's ganze Dorf solang',
 Bis das Wasser es gar verschlang.