Zu einem Hochzeitsfeste

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 Einführung in die Speisekammer.

Komm, geliebteste der Bräute,
 Die du's gestern warst, und heute
 Junge Frau geworden bist;
 Durch Triumph- und Ehrenbogen
 Bist du g'nugsam nun gezogen,
 Jedes Ding hat seine Frist.
Einen Schauplatz andrer Ehren
 Wollen wir dich kennen lehren,
 Wo die Frau am schönsten prangt;
 Hier des festen Schlosses Klammer
 Thut dir auf die Speisekammer,
 Wenn dein Sinn danach verlangt.
 Von dem ganzen lauten Hause,
Von dem ganzen lauten Hause,
 Das sich treibt in Saus und Brause
 Ist das hier der Mittelpunkt;
 Hier aus unscheinbaren Töpfen
 Ist das köstlichste zu schöpfen,
 Was bei allen Festen prunkt.
Nicht zu einem bloßen Spiele
 Führ' ich dich auf diese Diele,
 Sondern recht zu wahrem Ernst.
 Alles ist zwar hier im Kleinen,
 Aber größer wird's erscheinen,
 Wenn du's erst zu brauchen lernst.
Klein ist Anfang aller Enden,
 Doch mit großem muß es enden.
 Wenig braucht ein junges Paar,
 Lebt zuerst von seiner Liebe,
 Meint, daß es ja ewig bliebe,
 Doch so bleibt's kein volles Jahr.
Stellt zuerst sich ein ein Püppchen,
 heischt es gleich ein Kindersüppchen,
 Das ist noch ein kleiner Schmaus,
 Läßt sich leicht zusammen stoppeln;
 Wenn die Mäuler sich verdoppeln,
 Richtet sich's so leicht nicht aus.
Darum mußt du kennen lernen,
 Wo in Pflanzen, Früchten, Kernen,
 Liegt für's Haus der Nahrungskeim.
 Davon ein'ges treu beflissen
 Wollen mit dir thun zu wissen.
 Alles sagt sich nicht im Reim.
Mehr als hier auf diesem Zettel
 Find'st du groß und kleinen Bettel
 Hier in Ecken überall.
 Hier in diesem größern Sacke
 Birnenschnitz', in ihrer Jacke,
 Brauchbar doch auf jeden Fall.
Hier im kleinren ausgewählte
 Feinre Schnitze, wohlgeschälte,
 Von Borsdorferäpfelzucht.
 Auch nicht minder trockne Zwetschen,
 Die zu Muts sich lassen quetschen,
 Kochen auch in ganzer Frucht.
Lauter heimische Gesellen;
 Auch ein Vorrath von Kornellen,
 Nutzbar kaum, doch find sie hie.
 Doch die edle Frucht der Quitten
 Muß dein Augenmerk erbitten,
 Keinem Kranken schadet sie.
Hier noch manches Eingemachtes,
 Unter Gläsern, wohl beacht' es,
 Doch nicht mehr als billig ist;
 Denn es ist bei'm Mahl das letzte
 Klein in Näpfchen aufgesetzte,
 Wenn man nur zur Luft noch ißt.
Mehr betrachte dies daneben!
 Das ist, was kann Nahrung geben,
 Unsrer Erde Mark und Kern:
 Habergries, und Graupengerste,
 Immer auf dem Tisch das erste,
 Suppen hat ein jeder gern.
Doch das Sprichwort sagt, daß Schwaben
 Ganz besonders gern sie haben.
 Drum besonders zeig' ich dir's.
 Dies, was du wohl nicht wirst kennen,
 Muß ich dir auf fränkisch nennen,
 Frankenkost ist das, der Hirs.
Sonst bei fränk'schen Hochzeitfesten
 Gab man Hirsenbrei zum besten,
 Dick, daß drin der Löffel stand.
 Dieser Brauch ist eingerostet,
 Und du hast es nicht verkostet,
 Was das Best' am Frankenland.
Aber hier die Erbs- und Linsen
 Sind die wohlbekannten Prinzen
 In dem ganzen deutschen Reich.
 Wo in ungeles'nen Hausen
 Beide durcheinander laufen,
 Kennt man schleehten Haushalt gleich.
Sonst, als Allem, auch dem Essen,
 Seine Zeit war zugemessen,
 Aß man Linsen Samstag nur.
 Heut zu Mittag sollst du sehen,
 Ob wir noch in einem gehen
 Auf der guten alten Spur.
Nun sieh schnell noch im Getümmel,
 Hier ein Plätschchen Salz und Kümmel,
 Zwiebeln und Wachholderbeer;
 Das sind unsre heim'schen Würzen,
 Fremde sollen sie nicht stürzen,
 Keine fremden that ich her.
Zimmet, Nelken und Muskaten
 Kann man meistentheils entrathen,
 Und kommt nicht dabei zu kurz.
 Aber erst die Modewürze,
 Welche scheut die küchenschürze,
 Das ist erst die schlimmste Wurz.
Hier im Körbchen noch die Eier!
 Sonst galt's: Drei für einen Dreier,
 Und: Ein Ei auf Einen Mann.
 Jetztund will das erste selten,
 Und das letzte nie mehr gelten;
 Was man nun nicht ändern kann.
Hier daneben Käs' und Butter
 Sind's, warum dir kluge Mutter
 Mehr das Gras als Blumen liebt,
 Weil die Blumen nutzlos welken,
 Aber um die Kuh zu melken,
 Man ihr nur Heublumen giebt.
Nicht allein mit Blut und Säften
 Dient dem Mensch das Thier nach Kräften,
 Sondern selb mit Stumpf und Stiel.
 Hier in dieser Hausregiernng
 Siehst du rings als Wandverzierung
 Hangen solcher Stücke viel.
Zungen, Würste Speck und Schinken
 Sind bereit zu deinen Winken;
 Das ist erst das Fleisch im Topf.
 Daß man langsam sie verbrauche,
 Hat man sie bewahrt im Rauche;
 Diese Kunst erfand sein Tropf.
Nun in Winkeln und in Ecken
 Mag sich mamhes noch verstecken,
 Was dein erster Blick nicht sieht;
 Eins zum Vorschein nach dem andern
 Wird es kommen, wenn du wandern
 Fleißig wirst durch dies Gebiet.
Jetzt zum Schluß das Essignäpfchen.
 Mit dem wohlverwahrten Zäpfchen,
 Das im Haus nicht fehlen darf.
 Sonsten hieß es: Böse Frauen
 Können guten Essig brauen.
 Sei, statt böse, du nur scharf.
Scharf ist gut im Haus am Essig.
 Scharf, allein nicht übermäßig,
 Daß man ihn auch kosten darf.
 Scharf ist gut im Haus am Messer,
 Aber nicht zu scharf ist besser,
 Schartig macht ja allzuscharf.
Daß ich hier mich auf will werfen,
 Dir die Lehren einzuschärfen,
 Nimm auch das nicht allzuscharf.
 Nun ich seh' in deinen Mienen.
 Les' ich anders recht in ihnen,
 Was der Haushalt hoffen darf.