Zu einem Hochzeitsfeste

             1.

      Die beiden Dinge.

Hervor aus unterird’schen Domen,
 Erhebt sich, als der Tag entfloß,
 In stiller Nacht ein Paar von Gnomen,
 Sie treten ein in’s Hochzeitschloß,
 Wo sie im Saale sich begegnen,
 Das schönste Brautbett einzusegnen.
Und wenn sie schwängen Fackelbrände,
 Sie wären Amor’n anzusehn,
 Statt dessen sieht man ihre Hände
 Ein seltnes Paar von Ringen drehn
 Die so im eignen Lichte funkeln,
 Daß nicht die Zwerge gehn im Dunkeln.
Sie eilen sich zum Tanz zu stellen,
 Und mit den goldnen Ringen schön
 Zusammenschlagend wie mit Schellen,
 Erwecken sie ein Wohlgetön,
 Und hell in ihrer Reife Klingen
 Hört man das Hochzeitlied sie singen:
Aus unsern Schachten, wo begraben
 Sich Edelstein dem Gold vermählt,
 Erscheinen wir mit unsern Gaben,
 Die wir für euch mit Fleiß gewählt.
 Die Kunst ist uns allein beschieden,
 Das rechte Brautgeschmeid zu schmieden.
Die schweren Gold- und Silberschlacken,
 Die aus der Erde zieht der Geiz,
 Belasten freie Menschennacken,
 Sie sind ein niedrer Sinnenreiz;
 Das Herz, erfaßt von solchen Ketten,
 Ist vom Versinken nicht zu retten.
Doch wenn das Gold zum Ring sich ründet,
 Und drinnen blitzt der Edelstein,
 Wird eine Gluth in ihm entzündet,
 Die irdisches macht himmlisch rein;
 Die Lieb’ ergreift die goldnen Reifen,
 Sie, die das Höchste darf ergreifen.
Da wo, zum künft’gen Ring berufen,
 Ein Erz im Grund schläft unbewußt,
 Da wandelt über seine Stufen
 Ein lichter Geist mit stiller Lust,
 Und läßt es hell im Traume tönen
 Von seinem Loos, dem himmlisch schönen.
 O wunderbare Vorbestimmung!
 Getrennt im Dunkel hier und dort,
 Ruh’n unter fremden Stoffs Umschwimmung,
 Zwei Funken Gold’s an ihrem Ort,
 Die drauf, vom Glück hervorgezogen,
 Sich wandeln zu solch edlen Bogen.
Der eine mag aus Osten stammen,
 Der andre stamm’ aus fernem West,
 Sie finden endlich sich zusammen
 Zur Mitte, für ein Hochzeitfest,
 So wie dazu aus fernen Landen
 Zwei Herzen sich zusammen fanden.
Paar, das du so dich hast gefunden!
 Wir haben mit geschickter Hand
 Die Hochzeitringe dir gewunden,
 Wie sie geziemen eurem Stand.
 Nun halt’, o liebende Gesinnung.
 Die Ring’ in unzerbrochner Innung.