Todtenopfer.

Meinem Vater muß ich's danken,
 Der nunmehr im Grabe ruht,
 Daß er nie die kühnen Ranken
 Stutzte meinem Jugendmuth.
Ihn im Grabe muß ich's danken,
 Daß er meine Poesie
 Nie begriff, und gleichwohl Schranken
 Des Verbots ihr setzte nie.
Zwar ich würd' es auch ihm danken,
 Hätt' er Schranken ihr gesetzt:
 Denn statt unfruchtbarer Ranken
 Trüg' ich andre Früchte jetzt.
Doch nun sei auf seinem Grabe
 Ihm zum Opfer hingestreut
 Meine beste Liedergabe,
 Wie sie jeder Lenz' erneut;
Der an meine Sendung glaubte,
 Deren Zweck er nicht verstand,
 Dem es nicht den Glauben raubte,
 Daß sie keinen Glauben fand.
Daß ich früh die Lorbeerkrone
 Nicht ersungen, geht mir nah
 Darum nur, daß er dem Sohne
 Sie nicht auf der Scheitel sah.
Sollt' ich sie noch spät ersingen,
 Wäre das mein schönster Lohn,
 Daß du Todtenopfer bringen
 Sähest den bekränzten Sohn.