Kosacken-Winterlied.

 Ich bin am Don geboren,
  Wohl zwischen Schnee und Eis;
  Es hat noch nie mich gefroren,
  Denn meine Brust ist heiß.
  Da komm' ich durch Mitten
  Der Länder geritten,
  Soweit von Moskows Thoren,
  Daß, wo ich bin, ich nicht weiß.
 Ich saß auf meiner Schwelle,
  Und hatte gute Zeit;
  Ich fing den Fisch aus der Welle
  Zu meinem Mahle bereit;
  Ich schoß nach dem Fuchse,
  Dem Wiesel, dem Luchse,
  Und macht' aus ihrem Felle
  Mir selbst mein Winterkleid.
 Da kam von Alexander
  Ein Ruf zu mir zu Nacht:
  „Kosacken, auf, mit einander
  Zu einer andern Jagd!
  Sind reißende Thiere
  In unserm Reviere,
  Ein blutgefleckter Panther;
  Auf, auf, zu der Jagd, zu der Schlacht!“
 Mein Roß, es spitzte die Ohren,
  Da ich es rief nicht leis;
  Ohne Sattel und Sporen
  Ritt ich's durch Schnee und Eis;
  Da hab' ich's durch Mitten
  Der Länder geritten,
  Soweit von Moskows Thoren,
  Daß, wo ich bin, ich nicht weiß.
 Ich habe die Feinde vertrieben,
  Wohl all' aus meinem Land;
  Und die darin sind geblieben,
  Die sind in guter Hand;
  Des Winters wir haben
  Im Schnee sie begraben;
  Wann Frühling den Schnee hat zerrieben,
  Begräbt man sie in Sand.
 Nun sag' mir, du Deutscher, wie lange
  Hab' ich zu reiten denn noch,
  Bis daß ich hingelange,
  Wo ich nun hin muß doch;
  Wann bin ich zur Stunde
  Aus franzischem Grunde,
  Daß ich die feindliche Schlange
  Erwürge in ihrem Loch?
 Ein furchtbarer Bundesgenosse
  Kommt hergeritten mit mir;
  Sie haben seine Geschosse
  Gefühlt schon in meinem Revier;
  Sein Namen ist Winter,
  Ein grimmig gesinnter,
  Er reitet auf nebligem Rosse,
  Und folgt mir dort und hier.
 Er reitet mit allen Winden,
  Trägt eiserne Spieß' in der Hand;
  Er streut euch zu erblinden
  Den Schnee in die Augen wie Sand;
  Er schlägt auf dem Rücken
  Der Flüsse mir Brücken,
  Daß ich und er euch kann finden
  In eurem eigenen Land.
  Ich habe noch nicht vergessen,
  Den ihr verübtet, den Brauch,
  Die Hütte mir, wo ich gesessen,
  Zu wandeln in Feuer und Rauch.
  Hier habt ihr auch Scheuern
  Und Hütten zu Feuern,
  Und, eure Hütten zu fressen,
  Die Fackel hab' ich auch.
 Wer schilt mich, wenn ich vergelte?
  Doch Alexander spricht:
  „Ihr seid gewohnt der Kälte,
  Des Mordbrands braucht ihr nicht;
  Macht freudig die Glätte
  Des Schnees euch zum Bette;
  Der Himmel ist euer Gezelte,
  Und eure Lampe sein Licht.
„Sie sagen von nordischen Horden
  In diesem südlichen Land,
  Die nichts als Raub und Morden,
  Nichts bringen als Greuel und Brand.
  Nun sollet ihr's zeigen,
  Damit sie dann schweigen,
  Was ihr mitbringt aus dem Norden,
  Der euch hat ausgesandt.“