Der Apotheker

Kank ein alter, rost'ger,
 Kalter, frost’ger,
 Dürrer, eingeschrumpfter,
 Abgestumpfter,
 Arzeneienschmecker,
 Gläserlecker,
 Apotheker, langsam,
 Mühvoll-gangsam,
 Durch den Garten schleichend,
 Und sah keichend
 Bäum’ und Pflanzenarten
 An im Garten,
 Um die Eigenschaften,
 Die da haften
 An den schönen Sachen,
 Auszumachen:
 Was für blöde Augen
 Möchte taugen?
 Was für Ohrenklingen
 Anfzubringen?
 Und was auszuwittern
 Wider's Zittern?
 Was die Gicht in Fingern
 Möchte ringern,
 Und was die in Füßen
 Auch versüßen?
 Was für Gliederreißen
 Gut zu heißen?
 Was das Lungenkeuchen
 Möchte scheuchen?
 Wider Magendrücken
 Was zu pflücken?
 Wider Seitenstechen
 Was zu brechen?
 Und was abzurupfen
 Wider'n Schnupfen?
 Woraus Thee zu kochen
 Zur Sechs-Wochen?
 Nüchtern was zu kauen
 Zum Verdauen?
 Was sich ließ im stillen
 Drehn zu Pillen,
 Oder was verbergen
 In Latwergen?
 Was da zu bestimmen
 Zum Bauchktrimmem
 Und was zu vereinigen
 Zum Blutreinigen?
 Was zusammen zu scharren
 Zu Katharren?
 Als so weit beklommen
 Er gekommen,
 Sah ich Bäume wanken
 Wie die Kranken,
 Daß von welken Stielen
 Blätter fielen,
 Und am Boden klebten
 Gleich Recepten.
 Als fortfuhr das Mustern,
 Ward zu Hustern
 Aller Nachtigallen
 Liederschallen;
 Und die Rosenhecken
 All' vor Schrecken
 Wurden leichenfarber
 Als Rhabarber.