Die Liebe herrscht, kein Widerstreben frommt

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Die Liebe herrscht, kein Widerstreben frommt;
 Sie herrscht, und nur sich zu ergeben frommt.
 Ihr Blick demüthigh und ihr Wort erhebt;
 Kein trotziges Sich-selbst-erheben frommt.
 Ihr Joch ist sanft und ihre Last ist leicht;
 Doch Schweres auch, das sie gegeben, frommt.
 Sie hat den bittern und den süßen Kelch;
 Was sie zu trinken dir will geben, frommt.
 Gib deinen Weinberg in des Winzers Hand,
 Weil scharses Messer wilden Reben frommt.
 Ihr Liebespilger! werft den Stolz von euch,
 Das Holz, das nicht zu Wanderstäben frommt.
 Auf Bergen klimmt man nicht zum Himmel an;
 Auf Liebesflügeln aufzuschweben frommt.
 Fleug, Schmetterling! die Flügel gab ich dir,
 Weil nur der Raup’ am Blatt zu kleben frommt.
 Du Raupe, spinne mir zum Preis dein Grab!
 Auch klein Gespinnst mit Fleiß zu weben, frommt.
 In Mutter-Augen sind die Kinder gleich,
 Und jedem geb’ ich, was zum Leben frommt.
 O Freimund, dir gab ich das Saitenspiel,
 Dem es in jedem Hauch zu beben frommt.