Sonne und Mond im Jahr 1833.

Wen wundert's, daß es Freiheit nicht
 Auf Erden giebt und Volksbeglückung?
 Am Himmel sinnt das große Licht
 Nur auf des kleinen Unterdrückung.
Erst hat der beiden Mächte Macht
 So ungleich sich getheilt in's Ganze:
 Der Mond erhielt die trübe Nacht,
 Die Sonn' allein den Tag im Glanze.
Noch hat sie's nicht- soweit gebracht,
 Die beiden Reiche zu vereinen;
 Doch darf in seiner eignen Nacht
 Der Mond schon manchmal gar nicht scheinen.
Und wie die Sonne führt das Jahr,
 So sollte Mond den Monat führen;
 Der Name macht es offenbar,
 Daß ihm nur kann dies Recht gebühren.
Und ist nun so dem Ursprung nicht
 Entfremdet Alles und entwendet,
 Daß man von Sonnenmonat spricht,
 Den an der Mond nicht hebt noch endet?
In diesem Jahre wunderbar
 Sich haben beide Himmelslichter
 Verglichen, das ungleiche Paar,
 Ungleich wie Philosoph und Dichter.
Sie haben beide Hand in Hand
 Getreten an den Jahresreigen;
 Des Mondes viergetheiltem Stand
 Sind die vier Monatswochen eigen.
Er wächst, so wächst der Monat mit,
 In dessen Mitte steht der volle;
 Ablaufen sie im gleichen Schritt,
 Daß gleich ein neuer Lauf entrolle.
Du magst dies Jahr ein Mondenjahr
 So gut als Sonnenjahr benennen,
 Es dient gemeinschaftlich dem Paar,
 Das keine Zwietracht scheint zu kennen.
Doch währt nicht lang die Herrlichkeit;
 Ein halbes Jahr ist kaum verstrichen,
 Und schon hat ein gelinder Streit
Sich zwischen ihnen eingeschlichen.
 Im Wettlauf mit der Sonne bleibt
 Der Mond zurück, der schwächre Reiter;
 Der Mond ist um, der Monat treibt
Sich auf's Gebot der Sonne weiter.
 Vor Jahres Ende sind sie weit
 Weit auseinander schon gewichen;
 Und wir erleben nicht die Zeit,
 Wo sie sich wieder ausgeglichen.