Die Königskerze.

Oberon der Elfenkönig
 Tanzet mit Titania;
 Grillen, Heimchen zittertönig
 Spielen auf von fern und nah.
Eine schlanke Königskerze
 Von dem Boden sproßt empor,
 Um sie dreht in leichtem Scherze
 Tanzend sich der Elfen Chor.
Und die Elfen, aufzuhüpfen
 Mühen sie sich unter'm Tanz,
 Möchten ab der Kerze strüpfen
 Ihrer vielen Lichter Glanz.
Löschen wollen sie das Funkeln,
 Daß Titanias strenger Mann
 Ihre freien Scherz' im Dunkeln
 Ihnen nicht verheben kann.
Doch die Königskerze hebet
 Sich aus Oberons Geheiß
 Höher, und zu leuchten strebet
 Sie zum Trutz dem Elfenfleiß.
Wie sich aus ein Elfe strecket
 Und ihr unten löscht ein Licht,
 Ist ein neues angestecket
 Oben, und er merkt es nicht.
Wann die Morgenlüfte blasen,
 Ist verweht der Elfen Spur;
 Wo sie tanzten auf dem Rasen
 Bleibt ein fahler Kringel nur.
Doch die Königskerze blühet
 Höher jetzt und zeiget an,
 Wie die Elfen sich bemühet,
 Und kein Leides ihr gethan.

Anmerkungen

Oberon

Die Figur des Elfenkönigs Oberon (dem Alberich in der germanischen Mythologie entsprechend) ist erstmals in der französischen Sage Les Prouesses et faitz du noble aus dem 14. Jahrhundert von Huon de Bordeaux zu finden, die dem Sagenkreis Karls des Großen angehört.

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Titania

Wie Oberon eine Figur aus der Komödie „Ein Sommernachtstraum“ von Wiliam Shakespeare.

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