Sühnung.

Es zog das Schlachtgewitter
 Verwüstend durch die Welt.
 Es war so fest kein Gitter,
 Das nicht davor zerschellt;
 So hoch war keine Stelle,
 Wohin nicht schlug die Welle.
Doch hielt in den Gebirgen
 Ein Plätzlein sich versteckt,
 Das blieb von Graus und Würgen
 Vom Greuel unbefleckt,
 Das hat durch Gottes Walten
 Sich völlig rein erhalten.
In diesen Felsenklüften
 Erscholl kein fremder Fluch,
 Es drang zu diesen Lüsten
 Kein Moderschlachtgeruch;
 Zerknickt ward keine Blume
 In diesem Heiligthume.
Es hat mit ihren Hunden
 Der wilden Jagd Gebraus
 Den Zugang nicht gefunden
 Zu diesem stillen Haus,
 Wo gleich zwei frommen Rehen
 Unschuld und Friede gehen.
Hier einsam abgeschieden
 Erharrten sie die Zeit,
 Bis draußen sich befrieden
 Würde der Erde Streit,
 Um dann zu kehren beide
 Hinaus zu freier Weide.
Jetzt ist des Himmels Wille,
 Die Stunde ist erfüllt,
 Ich tret' aus meiner Stille,
 Da's draußen nicht mehr brüllt;
 Auf das zur Reinheit werde
 Neu eingeweiht die Erde.
Ich seh des Greuels Spuren
 Noch hunderttausendfach,
 Die Leichen auf den Fluren,
 Das Blut in Fluß und Bach,
 Und auch an Menschenhänden
 Die Flecken, die sie schänden.
Hier spreng' ich reines Wasser,
 Geschöpft aus einem Quell,
 Der stets von Feind und Hasser
 Blieb ungetrübt und hell;
 Das Wasser soll die Flecken
 Von Mensch und Erde lecken.
Hier trag ich reines Feuer,
 In Gottes Dienst bewahrt,
 Das nie zum Ungeheuer
 Im Sold des Krieges ward;
 Dies Feuer soll das Zünden
 Des andern Feu'rs entsünden.
Es reiniget der Bronnen
 Sich in sich selbst vom Gift;
 Und da wo Blut geronnen,
 Blühn Blumen aus der Trift:
 So möge Gott dem Leben
 Die Reinheit wieder geben!