Prinz Koburg.

Prinz Koburg, Friederich,
 Feldmarschall der Oestreicher,
 Ein Feldherr dem kein gleicher
 In seinen Tagen glich.
Er hat die Feldherrnkraft
 Im Feld wohl lassen wirken;
 Es sprechen noch die Türken
 Von seiner Feldherrnschaft.
D'rauf siegreich lang genug
 Hat schlagend er bestanden
 Den Feind in Niederlanden,
 Bis daß der Feind ihn schlug.
Gedenk, o alter Aar,
 Du hast es ganz indessen
 Vor lauter Kampf vergessen,
 Wie nah' dein sechzigst' Jahr.
Steck ein dein Feldherrnschwert,
 Und trag' es ohne Schande
 Heim zu dem Vaterlande,
 Und bau' des Friedens Herd.
Da baut er sich ein Haus,
 Zu Koburg auf dem Graben,
 Um Rast daselbst zu haben,
 Und zieht nicht mehr hinaus.
Am Haus ein schöner Gruß,
 In goldenen Buchstaben
 D'ran ausgeprägt erhaben:
 Actis laboribus.
Das heißt: Nach Kriegsthat Ruh!
 Das hat er sich erkrieget.
 Jetzt, junge Aare, flieget,
 Der alte sieht euch zu.
Laßt doch in Deutschlands Herz
 Nicht ein die Geier dringen,
 Und rupfen eure Schwingen!
 Dem alten Aar macht's Schmerz.
Es war ein and'rer Brauch
 Zu seiner Zeit im Kriege;
 Nicht gab's wohl lauter Siege,
 Wohl Schlappen gab es auch.
Doch Sieg und Schlappe nahm
 Man in Feindslanden ferne;
 Daß so's in Deutschlands Kerne
 Jetzt geht, das macht ihm Gram.
Doch als man endlich frei
 Den Feind hinausgeschlagen,
 Da war, ich kann's euch sagen,
 Der Feldmarschall dabei.
Es hat als wie im Krampf
 Die alte Faust gezucket,
 Das Schwert hat sich gerucket,
 Als wollt's nochmnl in Kampf.
Bleib' nur in deinem Haus,
 Und wollst dich nicht beklagen;
 Bleib' nur, und ich will sagen,
 Wie du mit zieh'n sollst aus.
Du hast der Neffen drei;
 Die heldengleichen Neffen,
 Die schick' hinaus in's Treffen,
 So bist du selbst dabei.
Und als der Held der Schlacht,
 Der Blücher drang, der Vater,
 In Frankreich ein, da hat er
 Des Feldmarschalls gedacht.
Er schrieb ihm einen Brief:
 Du bist in Niederlanden
 Vordem, o Held, gestanden,
 Hineingedrungen tief.
So schicke mir, o Held,
 Was davon aufgeschrieben
 Dir auf Papier geblieben,
 Das; ich's benutz' im Feld.
Das freut den Feldmarschall;
 Dem alten Vater Blücher
 Schickt er die Tagebücher
 Aus seinem Feldzug all.
Sieh'st du, o alter Held,
 Das Glück ist dir gewogen;
 Du bist nicht ausgezogen,
 Und stehst nun doch im Feld.
Im Feld, wo Blücher steht,
 Siehst du mit deinen Planen;
 Er sieht nach deinen Bahnen,
 Wenn er die seinen geht.
Und ob's unmöglich scheint?
 Als Blüchers Kampfgefährte
 Schlägt jetzt mit Blüchers Schwerte
 Vielleicht dein Plan den Feind.
So foll es seh'n die Welt,
 Und soll's geschrieben lesen:
 Wer einst ein Held gewesen,
 Ist immerdar ein Held. —-
So hab' ich recht mit Lust
 Geschrieben und mit Liebe;
 Doch dem, für den ich's schriebe,
 Ist's blieben unbewußt.
Als er sich hatte satt
 Gefreut der deutschen Siege,
 Ging er dorthin, wo Kriege
 Nicht weiter haben Statt.
Wohin er nicht mit trug
 Die Feldmarschallamtsbürden,
 Und doch in and'ren Würden
 Wird strahlen hell genug.
Ihm war der Lorbeerzweig
 Nicht Noth, den ich geboten;
 Sein Staub ruht bei den Todten
 Auch ohn' ihn sanft und weich.
Allein der schöne Gruß,
 Der über'm Eingang thronte
 Des Hauses, wo er wohnte
 Bis zu des Lebens Schluß;
Es soll der schöne Gruß
 Dort sein hinweggenommen,
 Weil er nicht mehr kann frommen,
 Wo jetzt weilt and'rer Fuß:
Es soll der schöne Gruß
 Mit goldenen Buchstaben
 Sein auf sein Grab gegraben:
 Actis laboribus.