Braunschweigs Preis.

Bürger Braunschweigs, die ihr heute.
 Den verehrten Fürstensohn,
 Dessen Ruhm die Welt erfreute,
 Rückempfangt aus euern Thron!
Der, beraubt einst seiner Lande
 Von des fremden Siegers Streich,
 Doch nie auf sich lud die Schande,
 Zu entsagen seinem Reich;
Der mit seinen kühnen Schaaren,
 Deren Sinnbild war der Tod,
 Frei durch Deutschland hingesahren,
 Rings von Uebermacht umdroht;
Der den einen klug entschlüpfte,
 Andre keck begegnend schlug,
 Bis das Meer entgegenhüpfte
 Jauchzend seinem Wunderzug;
Als die stolze Brittenflotte
 Salutirend ihn empfing,
 Und geehrt gleich einem Gotte
 Er nach Englands Haupstadt ging.
Damals hat der Damen Mode
 Dort sich ihm bequemt sogar,
 Daß sie ihren Putz vom Tode
 Lieh, wie er und seine Schaar.
O wie war bei Mann und Frauen
 Damals unser deutscher Held
 Hochgeehrt in Englands Gauen,
 Hochgeehrt in aller Welt.
Aber wie im Spiele Knaben
 In der eig'nen Vaterstadt
 Damals ihn geehret haben,
 Hört, wie man's erzählt mir hat!
Als aus seinem kühnen Zuge
 Er aus Böhmen brach hervor,
 Streift' er im Vorüberfluge
 Bis an seines Braunschweigs Thor.
Schnell mit seiner Handvoll Reiter
 Schlug er ein westphälisch Heer,
 Und dann zog er eilends weiter,
 Seinem Ziele zu, dem Meer.
Ach, er zog gewiß mit Schmerzen,
 Wie mit Schmerz man zieh'n ihn sah;
 Doch in seiner Bürger Herzen
 Blieb sein Angedenken da.
Und die Knaben, die vernahmen
 Von des Herzogs Thaten viel,
 Wenn sie auf den Marktplatz kamen,
 Ahmten nach den Kampf im Spiel.
Ein Theil sich Westphalen nannte,
 Braunschweiger der andre Theil;
 Wenn dann ihre Schlacht entbrannte,
 Blieb die Haut nicht immer heil.
Doch man sagt, daß die Westphalen,
 Wenn auch stärker an der Zahl,
 Theu'r den Namen mußten zahlen
 Den Braunschweigern jedesmal.
Und der kind'sche Kampf bewegte
 Die Gemüther so mit Macht,
 Daß die Polizei sich legte
 D'rein am Ende mit Bedacht;
Ließ die jugendlichen Kämpfer
 Greifen, und der Prügel ward
 Ihres Schlachteneifers Dämpfer,
 Aber auf besond're Art.
Denn gestraft ward nicht mit gleicher
 Zahl von Prügeln dort wie hier;
 Es bekam acht der Braunschweiger,
 Der Westphälinger nur vier.
Hat die Polizei, die wälsche,
 Nicht dadurch gar schön erklärt,
 Halb soviel sei der westphäl'sche
 Ruhm, als der Braunschweig'sche, werth?
So auch dachte wohl ein Knabe,
 Der stets ein Braunschweiger war,
 Welcher einst des Büttels Stabe
 Heimfiel mit der andern Schaar.
Als es kam an's Ausbezahlen,
 Maß der Büttel unbedacht,
 Zählend ihn zu den Westphalen,
 Ihm der Prügel vier statt acht.
Meint ihr, wird der kleine Brave
 Lassen sich mit gutem Glimpf
 G'nügen die gering're Strafe,
 Oder hält er sich's zum Schimpf?
Mit gewalt'gen Zorns Entlodern
 Tritt er vor den Büttel hin:
 Ich muß noch vier Prügel fodern,
 Weil ich ein Braunschweiger bin.
Und als jener seinem Rücken
 Vier der allerstärksten mißt,
 Darf er weder schrei'n noch zücken,
 Weil er ein Braunschweiger ist.
Bürger Braunschweigs, die ihr heute
 Den verehrten Fürstensohn,
 Dessen Ruhm die Welt erfreute,
 Rückempfangt auf euern Thron!
Geht, und holt doch jenen Knaben,
 Der vielleicht jetzt ist ein Mann,
 Daß der edle Herzog laben
 Sich an seinem Anblick kann.