Die geschossenen Böcke.

Viel Böck' im Leben hab' ich schon geschossen,
 Kein Dutzend reicht, kein' Mandel und kein Schock;
 Und wußte nie, aus welchem Grund entsprossen
 Das Thierbild sei, unedel und barock,
 Der Bock, es hat mich oft um ihn verdrossen,
 Daß er so dienen mußt' als Sündenbock;
 Nun brachte mich zum rechten Fundamente
 Der Sündenbock vom alten Testamente.
Der Bock, der mit der Sündenschuld beladen
 Des Volkes, das der Sünden viel beging,
 Am Jahresfest der Sühnung und der Gnaden,
 Den freien Laufpaß in die Wüst' empfing,
 Dort schweift' er lang auf unwegsamen Pfaden,
 Ein irres Bild, an das sich alles hing
 Von Fehlern und Verseh'n und dummen Sachen,
 Die machen man nun nennet Böcke machen.
 Doch wenn der Jäger spricht von Böcke-schießen,
 Da hat der Waidmanns Witz sich selbst geneckt.
Denn fehllos sind mit Flinten und mit Spießen
Bei jeder Jagd Rehböcke hingestreckt,
Und Schonung soll die Rehgeiß zur genießen,
Weil sie es ist, die neue  Böcke heckt;
Nur wer die Geiß, nicht wer den Bock geschossen.