Die drei Wanderer.

 **Der Dritte.**

Und wenn zu fest der Apfel war,
 So schmerzt er auf der Scheitel;
 Wurmstichig ist der mürbe gar,
 Der schönste Schein ist eitel.
Doch mag ein Baum von Zeit zu Zeit
 Mir reichen seine Gaben,
 Bis wir gekommen sind so weit,
 Wo bessre sind zu haben.
Dort unten, wo der stille Main
 Durch Rebenberge gaukelt,
 Und längs dem Fluß auf hohem Rain,
 Im Laub die Traube schaukelt.
Pfandwische zwar sind aufgesteckt,
 Und Weinbergshüter pfeifen ;
 Von jenen wird der Dieb geschreckt,
 Den diese werden greifen.
Doch nicht der Wandrer ist bedroht,
 Dem es die Bräuch' erlauben,
 Wenn es Begier und Durst gebot,
 Zu schneiden ab drei Trauben.
Er darf die Trauben aus der Hand
 Aufessen sein bescheiden,
 Meint'wegen ohne Furcht vor Pfand
 Sich auch die vierte schneiden.
Doch wenn er frech ist im Begriff
 Zu stecken in die Taschen,
 So thut der Hüter einen Pfiff,
 Und wird ihn, kann er's, haschen.
Ich ging einmal durch Mailand auch,
 Und sah dort größ're Trauben,
 Doch wollte meinen Mainlandsbrauch
 Mir Niemand dort erlauben.
Wo eine Traube hoch genug
 Nicht hing verzäunt, verbalket,
 Da hatte sie ihr Eigner klug
 Begipfet und bekalket;
Daß sie fein ungenießbar sei,
 Und mir unappetitlich;
 Ich ging die Traube stumm vorbei,
 Und dachte: ländlich, sittlich.
Des Himmels voller Segen sei
 Ersatz in deinem Schlauche,
 So lang du bleibst, o Franken, bei
 Dem gut altfränk'schen Brauche!
Ich höre, daß er auszugehn
 Bereits hab' angefangen;
 Auf! eilen wir zum Schmaus zu gehn,
 Eh' ganz er eingegangen.