Die drei Wanderer.

(Idyll aus den Weinleseliedern.)

Drei Wandersleute sieht man hin
 Die lange Straße wandern,
 Weit in die Ferne steht ihr Sinn,
 Und einer spricht zum andern:
Da stehen sie am Wege nun,
 Die langen Müßiggänger,
 Und haben weiter nichts zu thun
 Und werden immer länger.
Da stehn sie mit dem steifen Hals,
 Die ungeschlachten Pappeln,
 Und wissen nichts zu machen als
 Mit ihren Blättern zappeln.
Sie tragen nicht, sie schatten nicht,
 Und rauben, wo wir wallen,
 Uns nur der Landschaft Angesicht;
 Wem können sie gefallen?
Verzogne, vorgezogne Zucht
 An kleinen Fürstenhöfen,
 Sie geben keine gute Frucht,
 Und schlechtes Holz den Oefen.
Verdrängen jeden bessern Baum,
 der fruchtbar langsam sprießet,
 Nicht wie ein Pilz und wie ein Traum
 So über Nacht aufschießet.
Sie saugen nur die Felder aus,
 Die hochgebornen Prasser;
 An ihremBlatt die gift'ge Laus
 Verdirbt im Quell das Wasser.
Und wie auf ihren Wipfeln mag
 Kein Vogel ruhn und rasten,
 Kein Wandrer auch am heißen Tag
 Mag unter ihnen gasten.
Sie stehn nur da, damit er sieht,
 Wie weit hinaus sich dehnet
 Die Straß', in deren Staub er zieht
 Und müd' ihr End' ersehnet.
Gleich Grenadieren aufgestellt,
 In langgedehnten Haufen;
 Weh', dem das Loos der Strafe fällt,
 Die Gass' hindurch zu laufen!
Durchlaufen, wollt' ich, wäre sie,
 Und nah die fernen Räume,
 Wo tröstlicher als Pappeln hie,
 Am Weg stehn Kirschenbäume.