Die Teufelsbrücke

(Aus Hebel’s Schatzkästlein.)

Laß nicht herrschen die Begier, die nimmersatte!
 Mancher glaubte zu gewinnen, und verlor,
 Wie der Mann, der ein und zwanzig Kreuzer hatte,
 Als er mit dem Teufel einen Bund beschwor.
Der versprach: So oft du über's Wasser gehest,
 So verdoppl' ich in dem Sack die Kreuzer dir;
 Doch so oft du über'n Fluß zurück dich drehest,
 Wirfst du in das Wasser vier und zwanzig mir.
Als mit ein und zwanzig er zum ersten Male
 Ging hinüber, hatt' er zwei und vierzig gleich;
 Vier und zwanzig warf er rückwärts in die Saale,
 Und so war er nun noch achtzehn Kreuzer reich.
Mit den achtzehn schreitet er zum zweiten Gang nun,
 Und es werden drüben sechs und dreißig draus;
 Vier und zwanzig nimmt der Teufel in Empfang nun,
 Und so kommt er mit zwölf Kreuzern jetzt nach Haus.
Macht er mit den zwölfen sich zum letzten Pfad auf,
 Zählt er vier und zwanzig, wenn er drüben ist,
 Und das geht mit Brückenzoll des Rückwegs grad' auf,
 Und zu spät erkennt der Tropf des Teufels List.
Mancher Mann ging diese Teuselszinsenbrücke,
 Der sich mit dem Teufel glaubte nicht im Bund;
 Immer reicher ging er drüber, und zurücke
 Immer ärmer, bis die Habschaft lag im Grund.