Die brüderliche Theilung.

 Wir zwei, mein Brüderchen und ich,
  Wir gingen aus auf Beute,
  Und wollten theilen brüderlich
  Alswie die großen Leute.
 Mein Bruder war der größere,
  Er theilte nach Belieben,
  Es ist wohl nicht das bessere
  Auf meinen Theil geblieben.
 Zu theilen war ein Ueberfluß
  Vom Strauch und von dem Baume;
  Das eine war die Haselnuß,
  Das andre war die Pflaume.
  Er aß das Fleisch der Pflaume gern,
  Mir ward der Stein, der kahle;
  Gern aß er von der Nuß den Kern,
  Mir ward die hohle Schale.
 Er sprach: „Das feste innere
  Hab' ich dir dort gegeben,
  Und hier das äußre dünnere,
  So wird sich beides heben.
„Und wenn du für die Gegenwart
  Dich hättest zu beklagen,
  Wird doch die beste Frucht dein Part
  Dir für die Zukunft tragen.
„Wenn du den Stein steckst in den Grund,
  So wird er dir zum Baume,
  Und fallen kann dir in den Mund
  Von ihm gar manche Pflaume.
„Und in die Schale magst du hier
  Die Zuckermandel stecken;
  Die wird ja noch viel besser dir
  Als Haselnüsse schmecken.“
 Es wollte gut die Theilung zwar
  Nicht ganz und gar mir deuchten;
  Wir legten sie dem Vater dar,
  Um recht sie zu beleuchten.
 Doch unser lieber Vater sprach:
  Er theilte recht verständig;
  Und daß du besser denkest nach,
  So lern' dies Lied auswendig.