Brief.

Diesen Mai, ich muß dir sagen
 Hab ich eine Nachtigall
 Hier, o Liebste, hören schlagen,
 Mit so zauberischem Schall;
Eine Nachtigallenkehle
 Mit so seelenvollem Ton,
 Daß erschüttert meine Seele
 Wäre fast zu dir entfloh'n
Eine Nachtigallenstimme,
 Deren Reiz hat gut gemacht,
 Daß die Regenzeit, die schlimme,
 Ganz mich um den Mai gebracht.
Eine Nachtigall um derent-
 Willen ich wohl oft genug,
 All die andern gern enbehrend,
 Ging dahin wo sie nur schlug.
Denn sie pflegt allein zu schmettern
 Ahnest du noch nicht die List?
 Statt im Hain, auf Operbrettern,
 Weil sie eine Säng'rin ist.
Hast du eifernd schon geschworen?
 Nimm den raschen Schwur zurück!
 Die bezaubert meine Ohren,
 Nachtigall in diesem Stück,
Eben auch in andern Stücken
 Ist sie eint Nachtigall,
 Die nicht bunte Federn schmücken,
 Deren Leib nur ist ihr Schall;
Die -- zum Troste sei's geschrieben,
 Daß dein Herzchen Frieden giebt
 Man nur eben so kann lieben,
 Wie man Nachtigallen liebt.