Hermes-Hausrath

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In den Stuben voll Gelärmes,
 In der Buben Saus und Braus,
 Komm ich doch mir vor wie Hermes
 In der Mutter stillem Haus.
Hermes wie er dort als Knabe
 Tief die Einsamkeit empfand;
 In ihm schlummert eine Gabe,
 Deren Werkzeug er erfand.
Wie er fand die Waldschildkröte,
 Sprach er: Lebend bist du stumm,
 Wirst beredt, wenn ich dich tödte;
 Stirb, und danke mir darum!
Und er zog die sieben Saiten
 Den gehöhlten Bauch entlang,
 Und die Laute muß begleiten
 Kindisch göttlichen Gesang.
Einsam in der Mutter Grotte
 Ist die Welt ihm fern gestellt;
 Doch wo fehlt der Stoff dem Gotte,
 Der sich schaffet seine Welt?
Nicht des Vaters goldnen Sessel,
 Der Olympos Scheitel krönt,
 Singt er sondern jeden Kessel,
 Der der Mutter Herd verschönt.
Von dem Dreifuß und dem Becken
 Singet er den ganzen Tag,
 Und von allem, was entdecken
 Er in allen Ecken mag.
Doch es ist dieselbe Gabe,
 Die hier ein Geräth verschönt,
 Und dort mit dem Friedenstabe
 Ob- und Unterwelt versöhnt.
Und so geb' ich mich zufrieden,
 Daß vom großen Einerlei
 Dieser Welt mir nichts beschieden
 Als ein Hermes-Hausrath sei;
Nur mit diesem Unterschiede,
 Daß, wovon ein Gott dort aus
 Ging als Kind, zu dem im Liede
 Hier ein Vater kehrt nach Haus.
Doch zum Besten sei's gewendet!
 Es verdienet keinen Spott,
 Wenn ein Mensch zufrieden endet,
 Wo beginnen mag ein Gott.