Warum sich zwei erwählen

             14.

Warum sich zwei erwählen,
 Zusammen Eins zu sein,
 Untrennlich sich vermählen
 Zu Leib- und Seelverein?
 Sind sie dazu geboren?
 Von Gott dazu erkoren?
 Es ist nicht auszuzählen
 Warum es so muß sein.
Die Welt, sie stand so munter
 Vor meinen Augen da;
 Die ganze ging mir unter,
 Da ich den Einen sah!
 Es faßte mich ein Bangen,
 Wie ich sie sah zergangen;
 Doch schöner ging und bunter
 Sie auf im Freunde ja.
Ich träumte nur von Wonnen,
 Wann ich mich sonst gefreut;
 Ich meinte wohl, daß Sonnen
 Mir schienen auch wie heut;
 Das alles war ein Schatte,
 Da ich die Lust nicht hatte,
 Die nun als wie ein Bronnen
 Sich aus sich selbst erneut.
Es wurden die Gewalten
 Der Liebe mir bewußt;
 Ich fühle sich entfalten
 Im Herzen eine Lust,
 Mit meinen Liebesblicken
 Die Schöpfung zu umstricken,
 Gott, Himmel, Welt zu halten
 Vereint an meiner Brust.
Kann man im Herzen tragen
 Soviel zu einer Frist?
 Ich will davor nicht zagen,
 Weil alles Eins nur ist.
 Durch Liebe will ich zeigen
 Der Welt, ich sei liebeigen
 Und jeder Blum' es sagen,
 Daß du mein Gatte bist.
Ich will die Liebesspenden
 (O zürne nicht der Braut)
 An alle Welt verschwenden,
 Wie Lenz vom Himmel thaut.
 Mir ist soviel geblieben:
 Ich kann sie alle lieben,
 Ohn' etwas zu entwenden
 Dir Einem süß und traut!