O ständest Du nur

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O ständest Du nur in lebendigem Leibe,
 Und ständest auch auf aller Schönheit Zinnen;
 Ich hoffte doch ein Lied noch zu ersinnen,
 Das deiner Schönheit vollen Glanz umschreibe.

Doch nun Du, nicht gleich einem Erdenweibe
 Ein geistig Bild, dem Herzen wohnest innen;
 Wie könnt' ich Ton so geistigen gewinnen,
 Daß er vom Geiste nicht besiegt noch bleibe?

Wie hoch auch meines Sanges Fittig ränge,
 So kann er nie doch solche Höh' erringen,
 Daß nicht sich höher der Gedanke schwänge.

 Und wie sich hoch mag der Gedank erschwingen,
 Nie ist's so hoch, daß Liebe nicht mich dränge,
 Dich höher, als Gedanken sind, zu singen.