Zur Silberhochzeit des Königs von Bayern.¶
(Im Auftrag der Universität Erlangen. — August 1835.)
Die Musen, die am Helikone
Ein Dichter sah im Freien gehn,
Die dann bezogen ihre Throne
In Musenstädten und Museen;
Soviel nun ihrer groß’ und kleine
In dieser Stadt sich eingethan,
Zur Sprecherin erwählend eine,
Treten sie froh die Reise an.
Die Reise, die sie angetreten,
Ergeht zur Hauptstadt, wo ihr Chor
Nicht unwillkommen ungebeten
Zieh’ ein durch’s goldne Königsthor,
Wo in der kunstgeschmückten Halle
Der Schutzherr aller Künste wohnt,
Für ihren Dienst belohnend alle,
Und schön von ihrem Dienst belohnt.
Wo mit wetteifernder Begierde
Hereindrängt aller Künste Schaar,
Dem Fest zu bringen Schmuck und Zierde;
Da vor der Thüre soll fürwahr
Nicht draußen stehn die Kunst der Musen,
Der darum schon ihr Rang gebührt,
Weil in des Königs eignem Busen
Sie ihre heil’gen Feuer schürt.
So reihen wir als Glied der Kette
Uns freudig allen denen an,
Die hier mit Meißel und Palette
Und Richtmaß sich hervorgethan,
Erhebend zu des Tages Feier
Den Griffel ernster Wissenschaft,
Der sich zum Plektron für die Leier
Selbst zu verwandeln hat die Kraft;
Um mit gedämpften Lyratönen,
Vernehmlich dem geneigten Ohr,
Von Musenpriestern, Musensöhnen,
Die Huldigung zu tragen vor,
Für Schutz zu danken, lang genossen,
Und längern noch uns zu erflehn,
Uns und der Stadt, der wir entsprossen,
Wo wir durch Dich in Blüthe stehn.
Doch wär' es dazu, daß wir kamen
Mit kunstgewandtem Eigennutz?
Wir rühmen nicht den goldnen Rahmen
Und unsrer Künste Flitterputz,
Noch auch die Kunst, viel königlicher,
Den Staat zu ordnen und zu baun,
Daß Millionen wohnen sicher,
So mit Behagen als Vertraun.
Wie rühmen heut nur wohlgegriindet
Des Königshauses Mittelpunkt,
Die heil'ge Gluth dort angezündet,
Die wärmend jedes Herz durchfunkt,
Den Bund, vor fünfundzwanzig Lenzen
Geschlossen, durch die Zeit bewährt;
Der Bund ist bündig, der die Grenzen
Des Menschenalters ausgewährt.
Der ausgewährt ein Menschenalter,
Er währ' in Lieb' ein zweites aus,
Geschirmt vom ewigen Erhalter
Der gnadet unserm Königshaus.
Wir beten, Ludwig und Therese,
Daß, nie ertrübend, Euer Blick
In jedem treuen Auge lese
Ein Euerm Glück entsprungnes Glück.
Der Himmel segnet, hat gesegnet;
Wie reiche Kronen trägt der Baum!
Der Blüthen fernen Thronen regnet,
Und starke Sprossen zieht am Saum;
Fest soll der Nächste Wurzel schlagen,
Fest wurzeln Der am fernsten Strand,
Den wir mit Stolz sehn Krone tragen
In aller Künste Vaterland.
Vor fünfundzwanzig Jahren weihte
Mein erstes Lied sich Eurem Bund,
Und heut mit Silberklang das zweite
Thut Eure Silberhochzeit kund;
Doch wenn nach andern fünfundzwanzig
Zu Golde wird, was Silber war,
Bring' ich in Haaren silberglanzig
Mein drittes letztes goldnes dar.