Prinz Karl.

Prinz Karl, du theurer Held,
 Mein Herz ist dir gewogen;
 Ziehst du nicht mehr zu Feld,
 Wie du zu Feld gezogen?
Als ich ein Knabe war,
 Sah ich Kriegsfeuer brennen;
 Da in demselben Jahr
 Hört' ich zuerst dich nennen.
Es war in Frankenland
 Im Jahre sechs und neunzig;
 Damals mit blut'ger Hand
 Dort schlugen Feind und Freund sich.
Zurück zog Oestreichs Heer,
 Nach die Franzosen kamen,
 Gar mächtig rings umher
 Das ganze Land einnahmen.
Sie standen dort und hie,
 An allen Ort und Ecken;
 Bis plötzlich über sie
 Aus einmal kam ein Schrecken.
Ich habe wol geseh'n
 Die einz'len flücht'gen Haufen,
 Und konnt' es nicht versteh'n,
 Warum sie mochten laufen.
Da hat man mir's gesagt,
 Das mochte mir behagen:
 Prinz Karl hat sie gejagt,
 Prinz-Karl hat sie geschlagen.
Tief aus der obern Pfalz
 Floh'n sie durch Franken nieder,
 Recht über Kopf und Hals,
 Und kamen dies Jahr nicht wieder.
Du hast sie sonder Fehl
 Bei Würzburg abgeschnitten,
 Und dann die Festung Kehl
 Berannt in Winters Mitten.
Prinz Karl, du theurer Held,
 Mein Herz ist dir gewogen;
 Ziehst du nicht mehr zu Feld,
 Wie Du zu Feld gezogen?
Drauf als ich größer ward,
 Und Künste mußte lernen,
 Hört' ich auf manche Art
 Dich preisen aus den Fernen.
In jedem neuen Krieg
 Warst du der Held der Schlachten,
 Und zwangst durch manchen Sieg
 Den Feind noch, dich zu achten.
Mein armes Deutschland fällt,
 Erdrückt von Unheils Wetter;
 Doch, wo du stehst, o Held,
 Da bist du noch ein Retter.
O könntest du zugleich
 Nur steh'n auf allen Seiten,
 So müßte nicht das Reich
 In diesen Abgrund gleiten.
Wir sah'n von nah und fern
 Im Todesungewitter
 Auf dich, den letzten Stern,
 Schon aus der Knechtschaft Gitter.
Und achtzehnhundert neun,
 Als nach dem deutschen Reiche
 Des Feindes grimmes Dräu'n
 Führte die letzten Streiche;
Da hast du noch die Schlacht,
 Die große Schlacht geschlagen;
 Die Schlacht bei Aspern macht,
 Daß wir nicht gar verzagen.
Prinz Karl, du theurer Held,
 Mein Herz ist dir gewogen;
 Ziehst du nicht mehr zu Feld,
 Wie du zu Feld gezogen?
Erstehst du, Held, nicht auch?
 Es ist dein Volk erstanden,
 Da ihm mit einem Hauch
 Gott hat gelöst die Banden.
Bist du nicht auch erwacht,
 (Du warst ja nie in Schlummer)
 Da Gott aus langer Nacht
 Erweckt hat unsern Kummer?
Führst du dein Volk nicht aus?
 Es hat dich nicht vergessen,
 Und du in deinem Haus
 Vergaßt es nicht indessen.
Dir hat's an keinem Stück
 Als an dem Glück gefehlet;
 Und jetzt hat sich das Glück
 Den unsern zugezählet.
Bist du der starke Thurm
 Im Unglück nur alleine?
 Ein Obdach nur im Sturm,
 Nicht Fahn' im Sonnenscheine?
Den Siegesdornenkranz
 Hast du nur wollen finden?
 Der frische Lorbeer-Glanz
 Soll and'rer Haupt umwinden?
Ziehst du nicht mehr zu Feld,
 Wie du zu Feld gezogen?
 Prinz Karl, du theurer Held,
 Mein Herz bleibt dir gewogen.